Fine Art Architekturfotografie

Wie meine Bilder entstehen

Das Hervorheben von Strukturen moderner Gebäude und das Spiel von Licht und Schatten erzielt eine oft abstrakte Wirkung. Wo die klassische Architekturfotografie versucht, Gebäude möglichst realistisch abzubilden und dabei z.B. stürzende Linien zu vermeiden sucht, können diese in der Fine Art-Architekturfotografie, zumal wenn sie danach eine entsprechende Bearbeitung erfährt, ein gewolltes Mittel der Gestaltung sein.

Wie plane ich meine Arbeiten?

Zuallererst versuche ich herauszubekommen, ob der Architekten bei der Form und/oder Funktion eine bestimmte Intuition hatte. Warum hat er das Gebäude genau so gebaut, wie er es gebaut hat? Gibt es diese, versuche ich sie zu unterstreichen. Beispiele dafür sind:

  • die “Tanzenden Türme” in Hamburg von Hadi Teheranie (Lebendigkeit des Standortes an der Reeperbahn),
  • das “Internationale Congress-Center” in Dresden vom Architekturbüro SEP Architekten (Aufnahme der Schwingungen des Flusses, an dessen Ufer das Gebäude steht),
  • der “Cube” in Berlin vom Architekturbüro 3XN (kaleidoskopartige ungewöhnliche Spiegelungen der Umgebung).

Wie setze ich das bei meinen Arbeiten um?

Das ursprüngliche Foto des Gebäudes ist natürlich immer die Grundlage. Aber bis zu diesem Foto vergeht oft einige Zeit, die ich am und um das Gebäude herum verbringe. Ich sehe es mir aus verschiedenen Perspektiven an, suche Ausschnitte oder Details. Dabei ist die oft zitierte Pre-Visualisierung entscheidend, also die Vorstellung, wie später das fertig bearbeitete Foto aussehen soll. Das ist nicht immer einfach und vor allem nicht schnell – aber absolut notwendig.

Dabei gibt es viele Fragen zu beantworten, wie z. B.: Gibt es Spiegelungen, die beachtet werden müssen oder wollen? Kann ich später eventuell unerwünschte Spiegelungen entfernen oder möchte ich diese betonen? In welchem Kontext steht das Gebäude zu anderen? Welcher Teil der Umgebung wird später auf dem fertigen Foto zu sehen sein, oder welchen Teil werde ich komplett ausblenden? Wie könnte der Wolkenverlauf sein? Bilde ich das Gebäude im Ganzen ab oder nur zum Teil. Wie stelle ich es im Bild dar? Gerade oder schräg und wie schräg? Meistens entscheide ich mich am Ende für eine einzige Variante, selten für zwei.

Sind diese Fragen beantwortet, kommt der technische Teil der Fotografie. Die Frage der Brennweite ist für die spätere Wirkung entscheidend aber ebenso spielen natürlich Tageszeit, Lichtverhältnisse, eventuelle Schattenwürfe usw. eine Rolle. Am liebsten ist mir bewölkter Himmel, aber wenn man nur für eine kurze Zeit in einer Stadt unterwegs ist, kann man nicht auf den “richtigen” Himmel warten. So bin ich mittlerweile dazu übergegangen, den Himmel gar nicht weiter zu beachten und mich stattdessen nur auf dessen Wirkung auf meine Perspektive zu konzentrieren. Entweder ersetze ich den Himmel hinterher mit einem Foto aus meiner Wolkensammlung oder ich erzeuge ihn künstlich in Photoshop.

Und zu guter Letzt lasse ich mir das Foto im Sucher schwarz/weiß anzeigen, um die Gesamtsituation besser beurteilen zu können. Je nach Situation mache ich dann entweder Belichtungsreihen oder Langzeitbelichtungen.

Bei der Bearbeitung spielen dann Licht und Schatten die entscheidende Rolle. Oft verstärke ich die schon vorhandenen Kontraste und male ergänzend Lichter und Schatten so in das Bild, wie es mir vorschwebt. Das komplette Weglassen oder bewusste Zurücksetzen der Umgebung verleihen der jeweiligen Architektur die Ausdrucksstärke, die ich in ihr sehe.

So entwickelt sich meine eigene künstlerische Sicht auf die Architektur. Das heißt, dass ich hiermit meine eigene Realität zeige. So wie jedes Gebäude ein Unikat ist, ist auch jedes meiner Bilder ein Unikat.

 

Vergleich vorher/nachher am Beispiel des Cube, Berlin

Fine Art Architekturfotografie, Cube, Berlin; Originalfoto Fine Art Architekturfotografie, Cube, Berlin; bearbeitetes Foto
Fine Art Architekturfotografie, Tanzenden Türme Hamburg
Tanzende Türme, Hamburg
Fine Art Architekturfotografie - Internationales Congress Center, Dresden
Internationales Congress Center, Dresden
Fine Art Architekturfotografie - Cube, Berlin
Cube, Berlin